30 Interview 11 Fragen an Frank Elstner TV Legende, Showmaster, Radio- und Fernseh moderator Tischtennis hat der heute 80-Jährige eigentlich sein Leben lang gern gespielt. „Als Jugendlicher war ich der Schreck der Tischtennis-Gegner vom Schwimmbad Baden-Baden!“, erzählt er nicht ohne etwas Stolz in der Stimme und lacht leise. Auf den Steinplatten vor Ort habe er seine Opponenten regelmäßig in die Schranken gewiesen. Auch den Eltern blieb das Talent des Sohnes nicht verborgen. Sie schenkten ihm einen Barna-Schläger. Der war damals besonders teuer, lag aber dafür umso besser in der Hand, was Elstners „sehr guter Rückhand“ zusätzlich zu Gute kam. So habe alles begonnen. Als er später aufs Internat kam, spielte Frank Elstner noch ambitionierter. Gern hätte er sich zusammen mit Freunden einem Club angeschlossen. Doch die Jungs durften nicht. „Es gab die Befürchtung, dass wir dann zu viel spielen und zu wenig lernen.“ Die Bildung ging vor, der Sport hatte das Nachsehen, bis der Schläger erst immer seltener zum Einsatz kam und irgendwann ganz in Vergessenheit geriet. Es sollte lange Jahre dauern, bis Elstner wieder so richtig mit Tischtennis in Berührung kam. Als Erwachsener blieb Elstner trotz der vielen beruflichen Engagements weiter sportlich, hatte das Laufen für sich entdeckt. Irgendwann überredete ihn schließlich der Präsident des Deutschen Sportbunds sich als Breitensportbeauftragter zu engagieren. Gemeinsam veranstalteten sie Sporttage in vielen Städten. „Auch für Tischtennis setzte ich mich dadurch wieder ein“, erzählt Elstner. Hunderte Tischtennisplatten seien während dieser Zeit in deutschen Parks aufgestellt worden. „Das Schlimmste, was man sonst an eine Wiese schreiben kann: ,Das Betreten des Rasens ist verboten.‘“ Während einer der zugehörigen Veranstaltungen ließ sich der damals aktuelle „Wetten dass..?“- Moderator zu einem Tischtennis-Match hinreißen. Es entstand ein Foto. Elstner, in Jeans und blau-weiß-roter Trainingsjacke fixiert mit konzentriertem Blick den Ball, der direkt vor dem roten Schläger in der Luft schwebt, die Lippen leicht zusammengepresst, den rechten Arm zum treffsicheren Schlag erhoben. Es wurde das Titelbild des „Deutschen Tischtennis-Sports“, Ausgabe Dezember 1984, begleitet von der Überschrift „Besuch beim Showmaster Nr. 1: Die stille Liebe des Frank Elstner“. „So habe ich es also auch auf das Cover eines Tischtennis-Magazins geschafft.“ Das Lachen von Frank Elstner ist auch über das Telefon noch ansteckend.
Interview 31 Tischtennis als Therapie: Wie TV-Legende Frank Elstner seinen alten Lieblingssport neu für sich entdeckte Eigentlich hätte alles ganz anders kommen sollen. Für die Rubrik „11 Fragen an…“ hat die plopp-Redaktion auch dieses Mal wieder nach interessanten Interviewpartnerinnen und -partnern gesucht. Vor allem auch nach solchen, die den meisten Menschen beim Thema Tischtennis vielleicht nicht sofort in den Sinn kommen. Frank Elstner ist einer von ihnen. Der 80-Jährige gehört zu den prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Fernsehgeschichte. Kaum jemand über 30 Jahre, der früher nicht samstags mit der ganzen Familie auf dem Sofa gesessen hätte, um bei dem von ihm erfundenen und anfangs auch moderierten „Wetten dass..?“ mitzufiebern – oder mit ihm in Shows wie „Die Montagsmaler“ oder „Verstehen Sie Spaß?“ groß geworden wäre. Was dagegen weniger über Frank Elstner bekannt ist: schon in jungen Jahren griff er gern zum Tischtennisschläger und tut es jetzt wieder. Und für den plopp griff er sogar zum Telefon. So schallte eines Abends plötzlich eine wohlbekannte Stimme aus dem Handy-Lautsprecher: „Vergessen Sie das mal mit den elf Fragen! Zu Tischtennis habe viel mehr zu sagen. Ich erzähle einfach mal und Sie schreiben mit.“ Gesagt, getan. Und was Frank Elstner zu sagen hatte, dürfte nicht nur viele Fans überraschen – denn wer hätte gedacht, dass es der Showmaster mal auf die Titelseite eines Tischtennis-Magazins geschafft hätte? – sondern auch für Parkinson-Erkrankte und ihre Angehörigen interessant sein. Aber der Reihe nach. Die Jahre vergehen. 2016 erhält die TV-Legende die Diagnose Parkinson, geht damit drei Jahre später an die Öffentlichkeit. Mittlerweile ist er Mitglied im Beirat der Parkinson Stiftung und veröffentlichte gemeinsam mit deren Vorsitzenden, dem Neurologen Professor Dr. Jens Volkmann, das Buch „Dann zitter ich halt - Leben trotz Parkinson“. Sport ist ein wichtiger Teil seiner Therapie. „Freunde erzählten mir, dass Tischtennis der ideale Sport für Parkinson-Erkrankte wäre. Also sagte ich zu einer Frau Britta: ,Komm, ich fang wieder an.‘“ Nach fast 50 Jahren ohne wirkliches Tischtennis-Spielen war Elstner überrascht, wie wenig er verlernt hatte. „So schlecht bist du gar nicht, dachte ich mir.“ Für Parkinson-Erkrankte sei Tischtennis deshalb so gut geeignet, weil es sowohl die Schnelligkeit und Koordination als auch die Reaktionsfähigkeit trainiere. Körper und Kopf seien gleichzeitig gefragt. „Außerdem leiden Parkinson-Erkrankte oft an Problemen mit dem Gleichgewicht“, erklärt Elstner. „An der Platte kann man sich aber bei Bedarf festhalten.“ Seine Frau unterstützt ihn bei der wiederentdeckten Leidenschaft, hat ihm zu Weihnachten eine Platte geschenkt. Nun steht sowohl vor seinem Haus in Baden-Baden als auch vor dem auf Mallorca eine. „Und ich nerve alle meine Freunde: ,Komm, mach mit. Wir spielen eine Runde.‘“ Der Vorteil an Tischtennis ist laut Elstner auch, dass es kein teurer Sport sei. Zudem könne man ihn überall spielen, im Park, im Keller, im Verein. „Gerade Deutschland ist sehr engagiert in Sachen Tischtennis – auch mit so talentierten Spielern wie Timo Boll“, erzählt Frank Elstner. Er sei öfters in China gewesen, da kenne fast jeder auf der Straße Timo Boll. „So weit sind wir hier leider noch nicht. Dabei habe ich großen Respekt vor allen guten Tischtennisspielern“ Wie gut Frank Elstner selbst spielt, kann man vielleicht schon bald live erleben. Die ITTF richtet in diesem Jahr ein Parkinson- WM in Griechenland aus. Elstner will sich anmelden. „Ich sage immer: ,Selbst wenn ich Letzter werde, war’s aber eine Gaudi. Drücken Sie mir nur bitte die Daumen, dass ich dann keine Rückenschmerzen habe.‘“ Text: Sandra-Kristin Klauß Foto: André Inthorn
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