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plopp - Ausgabe 03-2024

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30 aus dem Verband im Portrait: Amelie Guzi Jia Alter: 12 Jahre Verein: TSV Langstadt Spielklasse: Regionalliga West Jeder Mensch besitzt ein Talent für irgendetwas. Bei den einen ist sofort offensichtlich, worin ihre Begabung liegt. Bei den anderen bedarf es dagegen Zeit und Arbeit, um es zu Tage zu fördern. Und dann gibt es da noch die Glücklichen, die gleich auf mehreren Gebieten glänzen. Amelie Guzi Jia gehört zu letzteren. Die zwölfjährige Frankfurterin ist eine der größten Nachwuchshoffnungen im deutschen Tischtennis. In den vergangenen Jahren dominierte sie in zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben die Konkurrenz. Dabei hat Amelie eigentlich die Qual der Wahl, denn auch in anderen Bereichen braucht sie den Vergleich nicht zu scheuen – wie in Kürze zum Beispiel gleich zwei S-Bahnen im Rhein-Main-Gebiet belegen werden. „Eigentlich war es mein Vater, der wollte, dass ich Tischtennis mal ausprobiere“, erzählt Amelie. „Er war schon lange Fan“. Damals war sie sechseinhalb Jahre alt und sportlich im Becken statt der Box anzutreffen. Als Schwimmerin erzielte sie im Training bereits regelmäßig sehr gute Ergebnisse. Nun griff sie zusätzlich noch zum Schläger. Ein besuchter Tischtenniskurs machte ihr Spaß, genauso wie das Spiel gegen ihren Vater an der Platte zuhause. Amelies Interesse war geweckt. Im Lauf der Zeit sammelte sie nicht nur Erfahrung, sondern auch immer öfter Medaillen und Pokale – zunächst für den TV Eschersheim, seit Sommer 2022 beim TSV Langstadt. Mit zehn Jahren holte sie bei der DTTB-Sichtung in Bad Blankenburg zum ersten Mal einen bundesweiten ersten Platz. 2022 spielte sie beim WTT Youth Contender in Berlin bereits im deutschen Nationaltrikot und gewann Gold in der U11, in Montenegro neben U11-Gold auch noch Bronze bei der U13. Gleich zweimal gewann Sie im Jahr 2023 die Bundesrangliste U13. Sowohl im Mai in Bad Blankenburg als auch im September in Dissen war sie von der nationalen Konkurrenz nicht zu schlagen. Bei der Europameisterschaft im kroatischen Zagreb durfte Amelie das erste Mal für Deutschland im U13- Teamwettkampf antreten und hatte bei ihrer Rückkehr nach Frankfurt eine Bronzemedaille im Gepäck. Zum krönenden Abschluss des vergangenen Jahres holte sie im Dezember noch Gold bei den hessischen Einzelmeisterschaften Jugend 15 in Hofheim-Wallau, sowohl im Einzel als auch im Doppel. 2024 setzte sich die Siegesserie im Januar bei den Hessenmeisterschaften der Mädchen 19 fort. Und das ist nur eine Auswahl ihrer größten Erfolge. Trotz allem ist die aufgeweckte Zwölfjährige auffällig bodenständig geblieben. Es ist kein stolzer Moment allein hoch oben auf einem Siegertreppchen, der ihr bei der Frage nach ihren schönsten Tischtennis-Erinnerungen in den Sinn kommt, sondern einer voller Freundschaft und Verbundenheit: „Es war toll, als wir beim Deutschlandpokal in Ingolstadt als Team Hessen angetreten sind. Wie wir da zusammen am Rand standen und uns gegenseitig angefeuert haben. Die ganze Stimmung war cool. Und dann haben wir am Ende noch gewonnen und uns alle zusammen so gefreut. Das freundschaftliche Miteinander ist es auch, das Amelie viel dabei hilft, weiterhin eine gute Schülerin zu bleiben. Aktuell besucht sie die siebte Klasse des Gymnasiums Riedberg in Frankfurt. Ihre Lieblingsfächer sind Mathe und Englisch, vom Schulsport ist sie befreit. Kein Wunder, pro Woche trainiert sie montags bis samstags insgesamt 17 Stunden Tischtennis, viermal davon im Stützpunkt der Mainmetropole, sonntags kommen meist noch Spiele hinzu. Hin und wieder ist die Zwölfjährige auch ganz vom Schulunterricht befreit, um an

aus dem Verband 31 Gemeinsam mit Tobias Beck feilt Amelie an Taktik und Technik Mit ihren Teamkolleginnen dominierte Amelie das DTTB-Top 32 besonderen Wettkämpfen teilzunehmen. Den Stoff muss sie trotzdem nachholen. „Ich lerne oft am Wochenende viel und nehme mir generell auch auf Lehrgänge oder Turniere Schulsachen oder Vokabeln mit.“ Praktisch ist, dass Amelie in der Regel mit Gleichaltrigen zusammen untergebracht wird. „Ich teile mir zum Beispiel oft mit Anna Walter ein gemeinsames Zimmer. Sie hat auch Latein und dann finden wir Themen, die wir zusammen lernen können.“ In den Sommerferien gibt es ein, zwei Wochen, in denen muss Amelie weder lernen noch trainieren. Auch wenn es toll ist, einfach mal entspannen zu können, „fange ich nach ein paar Tagen an, mich schon wieder aufs Tischtennis zu freuen.“ Ins Schwimmtraining geht sie dagegen schon länger nicht mehr. Anfangs übte sie die Sportarten noch parallel aus, aber irgendwann blieb nicht mehr genug Zeit für beides. „Am Tischtennis finde ich einfach toll, wie schnell man reagieren muss und der Ball fliegt. Man muss sich die ganze Zeit konzentrieren“, erklärt Amelie, was am Ende den Ausschlag für ihre Entscheidung gegeben hat. Ihr kleiner Bruder Linus zieht dagegen weiter seine Bahnen. Mit dem Zehnjährigen spielt sie zuhause auch gern vierhändig Klavier. Früher auch erfolgreich auf Wettbewerben, im Internet sind noch heute Videos davon zu finden. Mit dem Klavierspielen hat Amelie – anders als Linus – ansonsten aber aufgehört. Ebenfalls zugunsten des Tischtennis‘. Ein anderes Hobby abseits der Platte ist ihr jedoch geblieben: das Malen. Auch auf diesem Gebiet legt das Mädchen eindrucksvolles Talent an den Tag, hat schon einige Wettbewerbe gewonnen. Aktuell gehört sie etwa zu den Siegern des großen Kinder-Malwettbewerbs der S-Bahn Rhein-Main. Ihr Bild zum Motto „Eine bunte Reise durch die Welt“ wird gemeinsam mit den weiteren Gewinnerwerken großformatig zwei S-Bahnen schmücken. Ab Ende April sollen die kunterbunten Bahnen dann im gesamten Rhein-Main-Gebiet verkehren. Während ihr künstlerisches Talent also Fahrt aufnimmt, ist sich Amelie noch nicht so sicher, wie sie die Weichen für ihre Tischtenniskarriere stellen wird. Sie will auf jeden Fall zunächst das Abitur machen. Ob sie danach als Profisportlerin weitermachen oder einen ganz anderen Beruf ergreifen wird, weiß sie noch nicht. Für sie ist erst einmal nur die U13-Europameisterschaft im Mai wichtig. „Ich hoffe, dass ich da wieder dabei bin und will wenn dann auch dort gut abschneiden.“ Die Rechtshänderin ist sich bewusst, was die Konkurrentinnen vor allem bei ihr fürchten: „Viele sagen, ich hätte echt ‚eklige‘ Rückschläge, sodass die Gegner nur schlecht in ihr eigenes Spiel reinkommen. Ich mag aber vor allem meine Aufschläge, nach denen ich meistens direkt angreifen kann.“ Für das extra Quäntchen Glück sorgen bei Turnieren aber noch andere Faktoren. Amelies Vater beispielsweise, der sie oft begleitet und anfeuert. Ihr Glückstrikot, das sie früher häufig getragen hat. Und ihr Kuschelhase: „Den habe ich in der vierten Klasse geschenkt bekommen und seitdem ist er mein Glücksbringer auf Turnieren. Er hat auch eine besondere Bedeutung, da ich im chinesischen Jahr des Hasen geboren bin.“ Gut möglich also, dass er auch im EM-Gepäck für Bukarest sein wird. Text: Sandra-Kristin Klauß Fotos: Dr. Stephan Roscher, Jörg Fuhrmann